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Raubsaurierland Oberbayern

Gefiederte Räuber aus dem Solnhofener Archipel / Neues Buch von Ernst Probst

München / Solnhofen / Eichstätt – Acht der insgesamt 17 aus Bayern bekannten Funde von Raubdinosauriern aus der Oberjurazeit vor rund 150 Millionen Jahren kamen in Oberbayern zum Vorschein. Reste von fünf Raubsauriern aus jener Zeit barg man in Mittelfranken, von drei in Niederbayern und von einem in Schwaben. Dies geht aus dem Taschenbuch „Raubdinosaurier in Bayern“ des 1946 in Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz geborenen und jetzt in Wiesbaden lebenden Wissenschaftsautors Ernst Probst hervor. Als Raubdinosaurier werden heute flugfähige Urvögel sowie flugunfähige Raubdinos mit und ohne Federn bezeichnet.

Die erwähnten 17 Raubdinosaurierfunde hat man im bis zu 100 Kilometer langen und maximal 40 Kilometer breiten Solnhofener Archipel im Altmühltal geborgen. Letzteres war eine subtropische Landschaft mit kleinen Inseln, blauen Lagunen, vor allem aus Kalkschwämmen und Korallen gebildeten Riffen sowie Vertiefungen (Wannen). Das Archipel reichte von Langenaltheim und Solnhofen im Westen über Eichstätt bis nach Kelheim im Osten. Den Begriff Solnhofener Archipel führte der Paläontologe Martin Röper, der Direktor des Bürgermeister-Müller-Museums in Solnhofen, ein.

Aus dem Kreis Eichstätt in Oberbayern stammen sieben Funde von Urvögeln der Gattung Archaeopteryx und ein Urvogel der Gattung Alcmonavis aus der Oberjurazeit. Dabei handelt es sich um den 2. Skelettfund von 1875 oder 1874 (Berliner Exemplar), 5. Skelettfund von 1951 (Eichstätter Exemplar), 6. Skelettfund von 1985 (Solnhofener Exemplar), 10. Skelettfund vor 1970 (Thermopolis-Exemplar), 11. Skelettfund unbekannten Datums (Altmühl-Exemplar) und 12. Skelettfund von 2010 (Schamhauptener Exemplar) von Archaeopteryx. Die Namen der Urvogelexemplare beruhen auf dem Aufbewahrungs- oder Fundort. Den 13. Skelettfund (rechter Flügel) von 2017 rechnet man dem Urvogel Alcmonavis zu. Beim Urvogelfundort Schamhaupten nahe Eichstätt kam 1998 auch der Raubdinosaurier Juravenator ans Tageslicht.

In einem Steinbruch von Solnhofen in Mittelfranken barg man bereits 1860 den Positiv- und Negativabdruck einer Feder der Urvogelgattung Archaeopteryx. Diesen wissenschaftlichen Namen erhielten in der Folgezeit auch die meisten Skelettfunde von Urvögeln aus der Oberjurazei in Bayern. In Steinbrüchen bei Langenaltheim in Mittelfranken entdeckte man vier Archaeopteryx-Skelette: 1. Skelettexemplar von 1861 (Londoner Exemplar), 3. Skelettexemplar von 1956 (Maxberg-Exemplar), 7. Skelettexemplar von 1992 (Münchener Exemplar) und 9. Skelettexemplar (rechter Flügel) von 2004 (Exemplar der Familien Ottmann & Steil).

Drei Fundorte von flugunfähigen Raubdinosauriern aus der Oberjurazeit liegen in Niederbayern. Bei Jachenhausen nahe Riedenburg barg man 1855 das Skelett des Raubdinosauriers Ostromia. Dieser wurde 1857 als Kurzschwanz-Flugsaurier, 1966 als Langschwanz-Flugsaurier und 1970 als Urvogel Archaeopteryx (4. Skelettexemplar oder Haarlemer Exemplar) fehlgedeutet, ehe man 2017 seine wahre Natur erkannte. In einem Steinbruch von Kelheim oder bei Jachenhausen nahe Riedenburg kam 1858 der Raubdinosaurier Compsognathus zum Vorschein. In einem Steinbruch bei Painten nahe Riedenburg entdeckte man 2009 oder 2010 das Skelett des Raubdinosauriers Sciurumimus (Eichhörnchen-Nachahmer), der seinem buschigen Schwanz seinen Namen verdankt.

Die Oberpfalz konnte sich bis zur Gebietsreform von 1972 rühmen, das Fundland der Raubdinosaurier Compsognathus und Sciurumimus zu sein. Doch danach gehörten Kelheim bzw. Jachenhausen bei Riedenburg sowie Painten nahe Riedenburg zu Niederbayern.

Schwaben ist das Fundland des 1990 in Daiting (Kreis Donau-Ries) geborgenen, fragmentarisch erhaltenen 8. Skelettexemplars des Urvogels Archaeopteryx.

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