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04. Juni 2011 ist Tag der Organspende – Warten auf ein neues Herz

Jun 1, 2011

Im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen warten derzeit 274 Menschen auf ein Spenderherz. „Es ist eine bedrückende Situation mit ansehen zu müssen wie wir schwer herzkranken Menschen helfen könnten. Uns sind einfach die Hände gebunden weil zu wenige Spenderorgane verfügbar sind“, fasst Prof. Dr. med. Jan Gummert, der Direktor der Klinik und für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie die aktuelle Lage zusammen. Um die lange Wartezeit auf ein Spenderorgan zu überbrücken sind die Mediziner im HDZ NRW immer häufiger gezwungen, den Patienten Kunstherz- und Unterstützungssysteme zu implantieren. Andreas Becher ist einer von ihnen.
Ein pulsierendes Klappern ist zu seinem ständigen Begleiter geworden. Seit 15 Monaten lebt der 42-Jährige mit einem Herzunterstützungssystem. Über ein Kabel ist der gelernte KFZMechaniker immer mit dem Gerät verbunden. Egal ob er langsam spazieren geht oder ob er einfach nur auf seinem Zimmer sitzt und Zeitung liest, der kleine Wagen, mit dessen Hilfe er das Unterstützungssystem hinter sich herziehen kann, ist stets dabei. Sogar als er seine Frau heiratete stand das Gerät mit im Standesamt.
„Ich habe eine Art Hassliebe zu dem Gerät entwickelt“, fasst Becher sein Verhältnis zu dem Unterstützungssystem zusammen. „Zum einen rettet es mir jeden Moment, immer wieder, das Leben. Zum anderen bin ich wie festgebunden.“ Das Herz-Unterstützungssystem benötigt ständig Strom. Sobald eine Steckdose in der Nähe ist schließt Becher es an. Zwar hat er immer Akkus bei sich, doch er möchte lieber auf Nummer sicher gehen.
Plötzlich fehlten die Kräfte
„Es war ein herrlicher Tag im Mai“, erinnert sich Becher an das Frühjahr 2003. „Ich wollte zusammen mit meinem Vater ein Gartenhaus aufbauen. Erst ging es noch ganz gut, doch als wir den Firstbalken setzen wollten, hatte ich einfach keine Kraft mehr.“ Das war der Moment, ab dem sich das Leben des damals 35-Jährigen grundlegend veränderte.
Die Ärzte stellten bei ihm eine Herzmuskelschwäche fest, eine so genannte Kardiomyopathie – Ursache unbekannt.
An Tischtennis in der Verbandsliga oder auch nur einen Besuch im Fitnessstudio brauchte Becher von nun an nicht mehr zu denken. Mit Hilfe von Medikamenten konnte er vorübergehend wieder arbeiten. Doch sein Zustand verschlechterte sich zusehends. Im Dezember 2009 war es soweit. Becher musste mit einem Rettungshubschrauber nach Bad Oeynhausen ins Herz- und Diabeteszentrum NRW geflogen werden. Jetzt war klar: Nur noch ein Spenderherz kann langfristig helfen. Zwei Monate lang gelang es hier den Medizinern mit Medikamenten und ständiger ärztlicher Kontrolle, Bechers Herz weiter am Schlagen zu halten. Doch die Kräfte des damals 41-Jährigen wichen und damit auch sein Lebensmut. Im Februar 2010 fasste er den Entschluss, sich ein mechanisches Kreislauf- Unterstützungssystem implantieren zu lassen.
Kunstherzen überbrücken die Wartezeit
„Das ist eine ganz schwierige Entscheidung, die wir zusammen mit den Patienten immer häufiger treffen müssen“, erläutert Dr. med. Michiel Morshuis die bedrückende Situation. Er ist Oberarzt in der Klinik für Thorax und Kardiovaskularchirurgie und leitet die Abteilung für mechanische Kreislaufunterstützung. „Aufgrund der zu geringen Spendebereitschaft müssen wir immer mehr Menschen ein Unterstützungssystem für die linke Herzkammer oder sogar, wie bei Herrn Becher, für beide Herzkammern implantieren.“ Manche Patienten bekommen auch ein komplettes Kunstherzsystem eingepflanzt.“
Wartezeit von durchschnittlich drei Monaten
Zunächst kam Andreas Becher gut mit dem Unterstützungssystem zurecht. Doch sein Zustand verschlechterte sich wieder, so dass er erneut auf die Warteliste für ein Spenderorgan genommen werden musste. Fast ein halbes Jahr dauert nun schon dieses Leben auf Abruf. Becher wartet bereits deutlich länger auf ein Spenderherz, als andere Menschen auf der höchsten Dringlichkeitsstufe. Im Schnitt beträgt die Wartezeit drei Monate. „Das ist leider nur ein statistischer Wert. Wir können niemandem garantieren, wann ein passendes Spenderorgan für ihn kommt“, erklärt Prof. Jan Gummert vom HDZ NRW. Für Andreas Becher und seiner Frau Alex bleibt im Moment nichts anderes übrig, als zu warten. „Wir hoffen jeden Tag auf die erlösende Nachricht, dass endlich ein passendes Spenderorgan gefunden ist.“
Quelle lifePR

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